Kinetische Ketten – Offene vs. geschlossene Kette
Die Theorie der kinetischen Kette stammt von Franz Reuleaux einem Maschinenbauingenieur. Vereinfacht ausgedrückt geht es darum, dass ein Körper einen anderen beeinflussen kann, wenn diese über ein Gelenk verbunden sind.
Diese Theorie wurde später von Dr. Arthur Steindler auf den menschlichen Körper angewendet. Unser Körper besteht aus Gliedmaßen und Gelenken, die miteinander verbunden sind und sich dadurch bewegen lassen.
Als Beispiel nehmen wir das Kniegelenk. Unter- und Oberschenkel werden durch das Knie verbunden und bilden damit eine kinetische Kette. Bewegung kann in der kinetischen Kette auf zwei Arten erfolgen und hier wird es für uns Sportler interessant.
- Bewegung in einer offenen kinetischen Kette
- Bewegung in einer geschlossenen kinetischen Kette
Bei Bewegungen in einer offenen kinetischen Kette können Hände oder Füße während der Übung frei bewegt werden. Die Enden der kinetischen Kette sind frei beweglich. Als Beispiel gelten das Bankdrücken mit Kurzhanteln oder das Beinstrecken im Sitzen.
Bei Bewegungen in einer geschlossenen kinetischen Kette können die Hände oder Füße während der Übung nicht frei bewegt werden. Mindestens ein Ende der kinetischen Kette ist also fixiert. Als Beispiel gelten Klimmzüge oder Kniebeugen.
Der Vorteil von offenen kinetischen Ketten liegt darin einen Muskel isoliert zu trainieren. Dies ist gerade dann hilfreich, wenn man nach einer Verletzung wieder gesund werden will oder bestimmte Defizite gezielt angehen möchte.
Das Isolierte Training kann aber auch von Nachteil sein, da die intermuskuläre Koordination, das Zusammenspiel einzelner Muskelgruppen, nicht verbessert wird. Des Weiteren erfordern diese Übungen wenig Core-Stabilität, wodurch sich die gewonnene Kraft nur schwer in den Alltag oder Sport übertragen lässt.
Geschlossene kinetische Ketten haben den Vorteil den ganzen Körper zu trainieren. Sie verbessern die intermuskuläre Koordination, da mehrere Muskelgruppen, oft sogar der gesamte Körper, angesteuert werden. Darüber hinaus erfordern geschlossene kinetische Übungen eine gute Core-Stabilität, um die Übungen sauber auszuführen.
Viele Übungen mit dem eigenen Körpergewicht finden in einer geschlossenen kinetischen Kette statt, z. B. Kniebeugen, Liegestütz oder Ausfallschritte. Unsere Trainingseinheiten basieren auf Übungen aus der geschlossenen kinetischen Kette, kommt gerne zum kostenlosen Probetraining vorbei und testet uns.
Fazit
Das Fundament deines Trainings sollte auf Übungen der geschlossenen kinetischen Kette ruhen. Natürlich haben Übungen aus der offenen kinetischen Kette ihre Berechtigung, zum Beispiel, weil du verletzt warst oder eine Schwachstelle ausmerzen möchtest.
Die kinetische Kette ist natürlich nur ein Modell und wie immer gibt es dabei Ausnahmen, eine super Übung aus der offenen Kette ist das Nackendrücken mit Langhantel. Hierbei wird ebenfalls viel Core-Stabilität benötigt. Diese Übung kannst du in unser Functional Strength Einheit intensiv kennenlernen.
Die Balance ist wichtig, suche dir für jede Muskelgruppe eine Übung aus der geschlossenen kinetischen Kette und ergänze gegebenenfalls mit Übungen aus der offenen kinetischen Kette.
Viel Spaß beim Lesen,
Euer Tobi
Quelle:
Ellenbecker, T.S., and Davies, G.J. (2001). Closed Kinetic Chain Exercise: A Comprehensive Guide to Multiple Joint Exercises, (1st ed.). Champaign, Ill.: Human Kinetics